Diese Doktorarbeit erforscht Gebärdensprache in Interaktion in einer kleinen Gemeinschaft in der Karibik. Providence Island Sign Language (PISL) wird von hörenden und tauben Einwohnern von Providence, Kolumbien (Spanisch: Providencia) verwendet und wurde erstmals in den 70er und 80er Jahren erforscht. Seither erfolgte aber sehr wenig zusätzliche Dokumentation oder Forschung. In der Literatur wurde beschrieben, dass PISL bestimmte semiotische und interaktionale Merkmale fehlen, die in den gesprochenen Sprachen und den Gebärdensprachen der Welt sonst sehr weit verbreitet sind. Diese Doktorarbeit greift die Erforschung von der Gebärdensprache die in Providence verwendet wird erneut auf; ich habe ein Dokumentationsprojekt ausgeführt und die daraus hervorgehenden Daten verwendet, um zu untersuchen wie taube Sprachnutzer die Sprache in Interaktion verwenden. Diese Doktorarbeit besteht aus drei Teilprojekten. In Kapitel 2 präsentiere und reflektiere ich über das PISL-Dokumentationsprojekt, welches die Basis für meine Studien bildet. Ich erörtere vor allem die Herausforderungen und Erfolge während des Datenerhebungsprozesses. In Kapitel 3 und Kapitel 4 untersuche zwei fundamentale Herausforderung von Kommunikation mithilfe von dialogischem Videomaterial von PISL-Nurtzern: initial reference, d.h. die erstmalige Erwähnung einer dritten Person die nicht präsent ist (Kapitel 3) und other-initiated repair, d.h. wenn der Gesprächspartner Verständnisprobleme in einer Unterhaltung signalisiert (Kapitel 4). In Kapitel 3 habe ich zunächst alle Vorkommen identifiziert in denen eine dritte, nicht-präsente Person in das Gespräch eingeführt wird und dann die Strategie analysiert, die der Gebärdende dafür verwendet. Obwohl initial reference in der Literatur als zweideutig oder ungenau xii beschrieben wurde, zeigen meine Ergebnisse, dass taube PISL-Nutzer sehr präzise in der Wahl ihrer Strategie vorzugehen scheinen und Strategien wählen, die ihren kommunikativen Bedürfnissen sowie denen ihrer Gesprächspartner entsprechen. Im Gegensatz dazu, was in der Literatur beschrieben wird, habe ich Beweise gefunden, dass PISL-Nutzer Gebärdennamen nutzen, d.h. Gebärden die dafür genutzt werden bestimmte Personen in der Gemeinschaft zu identifizieren. In Kapitel 4 habe ich die Unterhaltungen im Hinblick of other-initiated repair untersucht, d.h. wenn der Gesprächspartner signalisiert, dass er Schwierigkeiten hat, etwas im Gespräch zu sehen oder zu verstehen. Ich habe die Frequenz dieses Phänomens untersucht und dann die verschiedenen Typen und Vorkommen von unterschiedlichen Strategien die die Gebärdenden verwendet haben analysiert. Obwohl die Literatur beschreibt, dass in PISL Konversationen keine repair Strategien verwendet werden, habe ich herausgefunden, dass other-initiated repair sehr oft vorkommt. Außerdem ähneln die Strategien, die in PISL verwendet werden, denen in anderen Gebärdensprachen und gesprochenen Sprachen. Des Weiteren habe ich in dieser Studie gefunden, dass es in PISL, obwohl die Literatur besagt, dass es in PISL nur eine einzige Fragewortgebärde gibt, eine zusätzliche Fragewortgebärde gefunden, die speziell für Fragen nach der Anzahl von etwas verwendet wird. Durch die Dokumentation und Beschreibung einer kleinen Gebärdensprache in der Karibik, trägt diese Doktorarbeit zur Diversifizierung unseres Verständnisses davon bei, wie Sprache in Interaktion verwendet wird. Außerdem hebt die Erforschung von zentralen Herausforderungen von Interaktion hervor wo PISL wie es heute verwendet wird von Beschreibungen in der Literatur abweicht. Diese Beobachtungen demonstrieren, dass es unabdinglich ist, nuanciert an die Forschungsresultate in der Literatur xiii heranzugehen und dass man sowohl i) den historischen Kontext von relevanten Studien berücksichtigen sollte, als auch ii) anerkennen muss, dass unterschiedliche Datentypen unterschiedliche Ergebnisse liefern können. Die Ergebnisse dieser Doktorarbeit liefern neue Beweise, dass verschiedene Sprachen neben großen strukturellen Unterschieden, zugleich große Ähnlichkeiten im Sprachgebrauch in Unterhaltungen aufweisen können. Außerdem heben die Ergebnisse dieser Doktorarbeit hervor, dass es äußerst wichtig ist, Behauptungen über weniger erforschte Sprachen in veralteter Literatur im Licht neuer Methodologie und Theorien erneut zu beleuchten und zu kontextualiseren.