Zusammenfassung. Es werden Daten von 92404 klinischen Assessments aus 619 Schweizer Pflegeheimen präsentiert. Diese wurden in den Jahren 2019 und 2020 bei über 65-Jährigen erhoben. Zwei Drittel der Untersuchten wiesen gravierende Einschränkungen der Kognition auf, ein Viertel bedeutende Verhaltensauffälligkeiten sowie etwas mehr als die Hälfte Anzeichen einer emotionalen Instabilität oder Depression. 46% der Untersuchten wurden mit neun und mehr verschiedenen Arzneimitteln behandelt, 37% erhielten ein Neuroleptikum. Dieses wurde bei 85% während mehr als 90 Tagen verabreicht. Es besteht eine positive Korrelation zwischen Anzahl eingenommener Arzneimittel, Alter, Einschränkung der Kognition und Sturzanfälligkeit. Da Neuroleptika zu 30% mit unklarer Indikation verabreicht werden und die Sturzanfälligkeit unter Neuroleptika um 40% erhöht ist, sollte deren Einsatz im Rahmen strukturierter interprofessioneller Prozesse reduziert werden.