Zusammenfassung. Essstörungen sind schwere psychosomatische Krankheiten mit beträchtlichen psychiatrischen und somatischen Komorbiditäten, verminderter Arbeitsfähigkeit, starker Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und hohen Behandlungskosten. Da die Erkrankung typischerweise in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter beginnt und frühe Interventionen erwiesenermassen zu einer besseren Prognose führen, gab es in den vergangenen Jahren viel Therapieforschung zur Behandlung der Essstörungen im Jugendalter. Bei Jugendlichen überwiegt die Wirksamkeit der Familientherapie verglichen mit der Einzeltherapie, die bei Erwachsenen in den internationalen Behandlungsrichtlinien immer noch die beste Evidenz hat. Bei Jugendlichen mit Bulimia nervosa wird ebenfalls die Familientherapie empfohlen. Bei Betroffenen mit Binge eating und Adipositas ist man mit der Forschung betreffend familienbasierter Ansätze noch am Anfang, es gibt aber erste ermutigende Resultate. Dieser Artikel fasst einige systemtherapeutische Ansätze für Familien von Jugendlichen und Erwachsenen mit Essstörungen zusammen, mit Bezug auf die neusten Forschungsergebnisse. Zudem werden Anpassungen der Konzepte an Gegebenheiten des Gesundheitssystems erwähnt, mit dem Ziel, umfassendere Behandlungsangebote für Patienten mit Essstörungen und deren Familien anzuregen.