Zusammenfassung. Die therapeutische Beziehung ist nicht nur die Grundlage für die Vermittlung jeder medizinischen Behandlung, sondern selbst einer der wirksamsten Faktoren für den Therapieerfolg. Mit der Absicht, die Behandlungsbereitschaft und den Gesundheitszustand eines Patienten zu verbessern, wird im Rahmen der Arzt-Patienten-Beziehung häufig informeller Zwang unterschiedlicher Intensität angewendet. Da dies wahrscheinlich oft eher unreflektiert im Rahmen der klinischen Routine geschieht, besteht das Risiko eines Behandlungsabbruchs als unerwünschte Nebenwirkung der therapeutischen Beziehungsgestaltung. Es ist in der Gesundheitsversorgung daher sehr wichtig, dass sich Ärzte wie auch andere Fachpersonen ihrer eigenen Haltung stets bewusst sind und in der Interaktion mit Patienten reflektiert und der Situation angemessen handeln. Eine Auseinandersetzung mit eigenen Werten und konzeptuellen Grundlagen zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung kann dies unterstützen.