Wir berichten über eine 35-jährige Frau, welche aufgrund einer akut aufgetretenen linksseitigen Hemiparese in unsere Notfallstation eingewiesen wurde. Die klinische Untersuchung bei Eintritt zeigte die bereits beschriebene linksseitige Hemiparese sowie überall verstreute Teleangiektasien auf der Ober- und Unterlippe, auf der Zunge und auf der Haut. Es erfolgte eine komplette radiologische Abklärung durch ein zerebrales CT sowie MRI, die beide eine rechtsseitige fronto-parietale Läsion zeigten, vereinbar mit einem Abszess. Diese Vermutung wurde dann neurochirurgisch auch bestätigt. Eine sorgfältige Familienanamnese ergab, dass mehrere Familienmitglieder ähnliche klinische Merkmale zeigten oder gezeigt hatten. Somit konnte die Diagnose eines Morbus Rendu-Osler-Weber gestellt werden. Dieser Fall zeigt eindrücklich, wie wichtig eine sorgfältige Erhebung der Anamnese, auch der Familienanamnese, im klinischen Alltag ist.