Eine 66-jährige Rentnerin wurde wegen einer chronischen Polyarthritis mit Methotrexat und intraartikulären Steroidinjektionen behandelt. Als 2-jähriges Kind hatte die Frau eine Lungentuberkulose durchgemacht, auch war sie vor zwei Jahren wegen einer perforierten Sigmadivertikulitis operiert worden. Aktuell berichtete sie über Episoden mit Bauchschmerzen und Durchfall, sowie gelegentlichem Nachtschweiss. Die Laborbefunde (normale BSR, CRP und weisses Blutbild) sprachen gegen das Vorliegen eines entzündlichen Prozesses, insbesondere eines Rezidivs der Divertikulitis. Allerdings fand sich wiederholt eine Leukozyturie bei fehlendem Bakterienwachstum in der konventionellen Kultur (Urikult). Die weitere Untersuchung des Urins ergab keinen Nachweis von Chlamydia trachomatis oder Neisseria gonorrhoeae. Im Sediment des Morgenurins konnten keine säurefesten Stäbchen festgestellt werden – erst in der Kultur zeigte sich Wachstum von Mycobacterium tuberculosis. Somit konnte bei dieser Patientin die Diagnose einer Urogenitaltuberkulose gestellt werden. Infektion, hämatogene Aussaat und spontane Abheilung der Lungentuberkulose hatten vor über 60 Jahren stattgefunden. Nach einer langen latenten Periode erfolgte nun die Reaktivierung der Tuberkulose unter medikamentöser Suppression des Immunsystens. Die Patientin wurde für zwei Monate mit einer antituberkulösen Dreiertherapie und für weitere vier Monate mit einer Zweiertherapie erfolgreich behandelt.