Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von Angst- und Depression bei ambulant behandelten Krebspatienten und deren Angehörigen eines universitären Zentrumspitals zu erfassen. Zudem sollte geprüft werden, wie gut sich das Distress-Thermometer (DT) als einfaches Screeninginstrument für Angst- und depressive Störungen eignet. Methode: Patienten mit unterschiedlichen Krebsarten und in verschiedenen Krankheitsstadien sowie eine ihnen nahe stehende Person wurden schriftlich befragt. 109 Patienten mit je einer angehörigen Person konnten in die Auswertungen einbezogen werden. Resultate: Bei den Patienten zeigen 24.7% erhöhte Angst- und 20.2% erhöhte Depressionswerte. Von den Angehörigen zeigen 41.0% erhöhte Angst- und 21.6% erhöhte Depressionswerte. Angehörige Frauen zeigen signifikant höhere Angstwerte als angehörige Männer (p < 0.01); bei 48% der weiblichen Angehörigen zeigten sich erhöhte Angstwerte. Das Distress-Thermometer weist mit einer Sensitivität von 0.93 für Angst und 0.82 für Depression sowie einer Spezifität von 0.68 von Angst und 0.62 für Depression gute Kennwerte als Screeninginstrument für psychische Morbidität auf. Schlussfolgerung: Weibliche Angehörige von Krebspatienten weisen eine besonders hohe psychische Morbidität auf, was in der klinischen Versorgung in Zukunft verstärkt berücksichtigt werden sollte. Das Distress-Thermometer ist ein einfaches, zeitsparendes und sensitives Screeninginstrument zur Erfassung psychischer Störungen von Krebspatienten, dessen klinischer Einsatz empfohlen werden kann.